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Mein persönlicher Schrankinhalt!

22.09.2016 Erstellt von Anja Glover

Was sagt ihr Schrank über Sie aus? Gäbe es was, das sie vielleicht doch lieber woanders unterbringen?

Eine Wohnung verrät bekanntlich mehr über die Person, die sie belebt, als man sich dessen bewusst ist. Die Anzahl Spiegel im Raum, das überfüllte Badzimmer, der schmutzige Boden, die bepflanzte Küche, sie alle übermitteln Botschaften und dienen als sinnvolle Information, um eine Person kennenzulernen. Ob es sich mit dem Schrank gleich verhält?

Es war ein ausserordentlich kühler Morgen in Bordeaux, der mich diesen Sommer auf die Idee brachte, bei all den Besuchen meiner Freunde auch deren Schränke zu besuchen. Schliesslich mache ich das zum guten Zweck, man könnte fast sagen aus reinem Forschungsinteresse. Zudem bin ich der festen Überzeugung, dass ich damit nicht die einzige bin. Spiegelschränke beispielsweise werden sicherlich sehr oft von Besuchern betrachtet, auch wenn jeder glaubt, er sei in dieser Beziehung speziell unhöflich und bilde eine Ausnahme. Ich habe mir also diesen Sommer 32 Schränke angesehen und möchte gleich anfügen, dass die daraus gewonnenen Resultate nicht den Anspruch "repräsentativ" erheben, es sind reine Teilbeobachtungen meines Umfelds. Folgende Aussagen konnten erhoben werden:

 

1. Tatsächlich gibt es einen deutlichen Unterschied zwischen Männer- und Frauenschränken zu beobachten. Wobei die Frauenschränke deutlich überfüllter sind und die Männerschränke - so sehr ich es auch zu vermeiden versuche, zwischen den Geschlechtern getrennte Aussagen zu machen - tatsächlich unordentlicher.

2. Bei Beobachtung Nr. 1 spielen Alter, Beruf und Beziehungsstatus eine bedeutende Rolle. Während Schränke von Paaren meist ordentlicher organisiert und dargestellt sind, sind reine Männerschränke sehr oft weniger organisiert.

3. Männer scheinen bei der Schrankwahl eine Vorliebe für dunkle Farben wie schwarz, dunkelblau oder dunkelbraun entwickelt zu haben. Für Frauen ist der Schranktrend weiss.

4. Türlose Schränke scheinen ebenfalls im Trend zu liegen, wobei für die unschönen Kleider eine Kommode neben dem Schrank dient.

5. Ebenso oft beobachtet wird die Kleiderstange. Sie ist das Hipster-Utensil schlechthin. Wer keine hat, geht nicht mit der Zeit. Und wer es schafft, die Kleider an ihr auch noch nach Farben zu ordnen, ist der hipste der Hipster.

6. Winterkleidung befindet sich im Sommer oft nicht im Schrank, dafür scheinen die meistens sonst irgendwo einen Platz zu haben.

7. Der Schrank bietet auch gerne Platz für sonstige Dinge: Ich hab tatsächlich in einem Schrank ein Fahrrad entdeckt. Ansonsten gibt es neben Kleider Bücher, Ordner, Dinge die man nicht immer sehen will, zu finden.

8. Ich hab unter anderem auch wohlhabende Freunde besucht und tatsächlich einen Schrank entdeckt, dessen Tür sich automatisch öffnet. Allerdings tat sie das so langsam, dass ich Angst davor hatte, entdeckt zu werden. Im Schrank drin, sah es dann aus, wie in einem Ankleidungsgeschäft, die Hosen trugen sogar noch ihre Etiketts.

9. Einen Schrank erkannte ich erst spät als Schrank, da sich vor ihm Zalando-Kisten stapelten. Ich öffnete ihn etwas zu ruckartig und mir flog sämtlicher Zalando-Katalog entgegen - darunter auch Schuhe.

10. Und dann gibt es die Schränke, bei denen die Besitzer immer wieder glücklich sind, was längst Verlorenes wiedergefunden zu haben: Jene, bei denen einfach alles irgendwie reingepresst wird.

Das Schrankexperiment verlief überwiegend problemlos und angenehm, wobei jedoch zu erwähnen ist, dass ich mein Unterfangen Undercover vollzogen habe. Eine Situation gibt es dennoch zu erwähnen: Meine Schrank-Inspektion führte mich zumindest einmal in eine unangenehme Situation. Während ich dabei war, einen Schrank gefüllt mit Schachteln wieder zu schliessen und dabei aus Versehen eine Box mit Unterwäsche fallen liess, betrat der Besitzer ausgerechnet in diesem Moment sein Schlafzimmer. Umringt von seiner Unterwäsche, war ich dabei, diese vom Boden und zurück in die Box zu befördern und blieb augenblicklich reglos in dieser Bewegung verharrt. Peinlich ertappt suchte ich nach einer möglichst unidiotischen Antwort, blickte hoch und meinte: "Sorry, die ist einfach rausgefallen."  Das Schrankexperiment war damit  beendet.

Liebe Leser, was sagt ihr Schrank über Sie aus? Gäbe es was, das sie vielleicht doch lieber woanders unterbringen? Und wie sieht es aus mit dem Spiegelschrank?

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