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neues Zimmer - neuer Schrank

20.06.2016 Erstellt von Anja Glover

Noch – soeben fertiggestellt - ist dieser Raum das Prachtstück unserer Wohnung, jeder Kaktusstachel hat seinen Platz, die Bilder an den Wänden erzählen von einem erfüllten und freudigen Leben und der Schrank? Der sieht aus wie neu, obwohl er das nur teilweise ist.

Meine kleine Schwester rast neuerdings des öftern grusslos an mir vorbei und ist wütend über irgendwas, von dem ich nicht wusste, dass es einen so wütend machen kann. Dafür kann sie aber nichts, sie befindet sich in einem ganz unangenehmen Lebensabschnitt, ihr Wesen pubertiert und damit kann sie zeitweise nur schlecht umgehen. In der kleinen Wohnung, in der wir als Grossfamilie leben, ist ein solches Verhalten aber schlicht unduldbar. Schliesslich hat längst nicht jeder sein eigenes Zimmer, in das er sich zurückziehen kann. Meine Schwester versteht das natürlich nur in guten Momenten und so kam es, dass sie ihr Bedürfnis eines eigenen Zimmers vor ein paar Wochen am Esstisch aussprach – so wie alle anderen normalen Menschen eben. Wobei sie mit normalen Menschen ihresgleichen meint. Nichts mehr passt und die Zimmereinrichtung ist für ihr Alter sowieso viel zu kindisch. Dass sie diesen eigenen Ort nun braucht und dieser ihr vielleicht auch zusteht, war für uns alle einleuchtend, also sollte sie ihn haben, wir werden zusammenrücken. 

Für mich ist der ganze Wandel natürlich hochspannend, was gibt es spannenderes als die Räumlichkeiten eines Teenagers? Noch – soeben fertiggestellt - ist dieser Raum das Prachtstück unserer Wohnung, jeder Kaktusstachel hat seinen Platz, die Bilder an den Wänden erzählen von einem erfüllten und freudigen Leben und der Schrank? Der sieht aus wie neu, obwohl er das nur teilweise ist. Den gabs nämlich nicht neu, er wurde kurzerhand in einen neuen umgewandelt, indem die farbigen Schrankfronten durch neutrale ersetzt wurden. Eine simple Methode, Schränke aus Kinderzimmern altersgerecht weiterzuentwickeln. Glücklicherweise hatte man damals daran gedacht, die Schrankelemente in neutraler Farbe zu montieren und nur die Schranktüren bunt zu gestalten.

Der neu-scheinende Schrank brilliert mit einer solchen Ordnung, dass es einem wohl wehtun muss, morgens eine Unterhose aus der schönen Schmuckbox auf dem zweiten Tablar zu nehmen. Die Sommerkleider und Pullover sind nach Farben geordnet und die Schuhe – geputzt wie neu und ungetragen – stehen unstinkend darunter. Das wird sich wahrscheinlich so schnell ändern, wie sie grusslos vorbeieilen kann. Neulich habe ich nämlich eine Socke auf dem Boden entdeckt.

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